Natur Kunst im Einklang
23879 Mölln
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Denken wir an Natur, denken wir diese zumeist im Zusammenhang mit dem Menschen. Der Mensch verleibt sich die Natur vielfältig ein. Doch wie betrachtet er sie? Als Zufluchtsort in einer Pandemie und vor dem Alltag? Als Rohstoffreservoir des menschlichen Fortschritts? Als elementare Kraft, die menschliches Leben ermöglicht oder es zerstört? Wie verortet sich der Mensch in der Natur – mittendrin, gefräßig oder beobachtend? Im Jahr 2023 gehört der unschuldige Blick der Kunst auf die Natur der Vergangenheit an. "Hinter der Beschäftigung mit der Natur geht es um Natur als Material, um Natur in ihrer Vergänglichkeit, um Natur in ihrer Transformation", so Kuratorin Antje Ladiges-Specht. Der Mensch sehnt sich danach, dass es der Natur wieder besser geht, nachdem er sie aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Mit diesen Fragen und Beobachtungen befassen sich in der Herbstausstellung Künstlerinnen und Künstler aus dem Norden des Landes. Ihre Werke begeben sich ins offene Gespräch und umkreisen das Leben in der Natur, von der Natur, mit der Natur.
Mit Arbeiten von Nando Kallweit (Badow), Kay Konrad (Kleinwessek), Ute Lübbe (Rosenhagen), Hans-Hinnerk Rohde (Neritz) und Olga B. Runschke (Sirksfelde).
Die Ausstellung ist bis zum 15. Oktober zu sehen. Öffnungszeiten: samstags + sonntags 11.00 - 16.00 Uhr und bei der Kulturnacht am 2. Oktober (18.00 - 23.00 Uhr)
Die Vernissage findet am 17. September um 11.30 Uhr statt. Die Laudatio hält Meinhard Füllner (Kreispräsident a.D.). Musikalische Umrahmung: Christina Meier (Klavier), Stefan Battige (Harfe).
Nando Kallweit (EG Foyer, Garten) Jg. 1972
Nando Kallweits Skulpturen gehen stets vom Menschlichen aus. Das bezieht sich auf den Menschen in der Geschichte, als Körper und als Betrachter. Mit den Materialien Holz – vorwiegend Eiche geschwärzt – und Bronze erarbeitet er schlanke Skulpturen mit ungewöhnlichen Proportionen. Die vielfältige Größenskala reicht von filigranen Statuetten bis zu stelenartigen Großfiguren. Dabei verbindet er abstrahierende Verdichtung mit anmutiger Ästhetik und setzt auf die Spannung zwischen dem Erschaffenen und dem Auge des Betrachters. Die Kraft der Skulpturen, die sich aus Stille und Zeit zu ergeben scheint, trifft auf die vom Leben geschulte Fähigkeit zur Emotion.
Olga B. Runschke (EG Foyer) Jg. 1944
Ihre große Freude und ihr Staunen über die unfassbaren Wunder in der Natur und zugleich die Sorge über die maßlose Zerstörung dieser unserer Lebensgrundlagen weltweit, sind weitgehend der Boden, aus dem sich ihre künstlerische Arbeit entwickelt.
In den Bildern zum Wald verarbeitet sie Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen bei ihren häufigen Spaziergängen in den Waldstücken um ihren Wohnort Sirksfelde und aus vielen Streifzügen der letzten Jahre durch die Wälder der Rhön.
Die Federzeichnungen der Jahresringe von Bäumen sind während der Corona-Lockdowns entstanden. Die intensive Konzentration auf die feinen Spuren gelebten Lebens dieser Bäume war für sie ein innerer Halt und Rückzug in dieser Zeit.
Sie lebt und arbeitet seit über 40 Jahren in Hamburg und Sirksfelde.
Hans-Hinnerk Rohde (EG Seminarraum) Jg. 1965
Versuche über die Natur
Das Symbol und der Prozess sind für Hans-Hinnerk Rohde Hilfsmittel, weil sie ihm über seine Unzulänglichkeit hinweghelfen, die Komplexität der Natur in einem Kontext darstellen zu können. Er setzt sich an eine Zeichnung und lässt den Strich wuchern und wachsen. Mit dem Bleistift hat er die grobe Komposition angelegt und etwas hinzugefügt. Es entsteht ein Blick in ein unbestimmtes Dickicht, das manchmal einen Durchblick erlaubt, sich scheinbar öffnet und sich der Unschärfe hingibt. Immer ist es ein gedachtes Naturbild. Zugrunde liegt die Beobachtung, nicht die Studie. In dem Naturausschnitt taucht etwas Gebautes, Konstruiertes oder Unbestimmtes auf, das scheinbar konkret ebenfalls der Unschärfe unterliegt. Er schließt an all das an, was wir in unserer steten Bewegung an uns vorbeihuschen sehen, aber nicht erkennen, nicht greifen können. Das Weggeworfene, seiner Funktion entbunden, liegt hinten im Garten vor den Büschen, die es ergreifen und verschlingen, es geschichtslos machen. Trotzdem wollen wir in diesen verlassenen Dingen eine Geschichte sehen, ein Hirngespinst. Und dann setzen wir uns und betrachten, was wir oder andere angerichtet und eingerichtet haben, so wie die Personen in Rohdes Bildern auf Relikte schauen und sich ihren Teil von der Vergänglichkeit denken.
http://www.hanshinnerkrohde.jimdofree.com
Kay Konrad (OG Festsaal rechts) Jg. 1952
Still werden, lauschen, schauen - am besten in möglichst unberührter Natur. Mondnächte und die Zeit vor Sonnenaufgang gelten Kay Konrad als besonders kostbare Quellen der Inspiration. In seinen phantasievollen poetischen Bildern erzählt er Geschichten mit befreiender Heiterkeits- und Leichtigkeitsgarantie. Aber er ist ebenso ein hervorragender Landschaftsmaler. Konrad erzeugt in seinen Landschaftsbildern die Assoziation einer endlosen Weite, ohne die Nahsicht der Dinge zu vernachlässigen. Im Gegenteil: Farbe als Licht und die Bewegung der Dinge – sei es die Wolke am Himmel, die Welle auf dem Wasser oder der Frosch im Verborgenem – verleihen den Werken eine beeindruckende Ausdruckskraft seiner poetischen Stimmungsmalerei. Dabei erzeugt die verhaltene Abstraktion eine eigene Spannung und nimmt den Betrachter gefangen.
Ute Lübbe (OG Festsaal links) Jg. 1965
Im Vorfeld von Ute Lübbes Arbeiten steht häufig eine längere Recherche, sowohl am lebenden oder möglicherweise tot aufgefundenen Objekt, das sie je nach Größe und Zustand mit ins Atelier nimmt oder fotografiert, oder indem sie in biologischen Fachbüchern blättert und liest und in Bibliotheken stöbert.
Sie interessiert vor allem das Spannungsfeld zwischen Natur und menschlichem Handeln, indem sie immer wieder die wunderbaren Facetten der Natur aufzeigt und mit ihren Mitteln sichtbar macht. Sie arbeitet fast ausschließlich seriell, d. h. sie befasst sich mit einem Thema, dass sie dann in Form unterschiedlicher Bilder bearbeitet. Insgesamt sieht sie ihre Arbeiten von der Zeichnung herkommend und versteht sich mehr als Zeichnerin, denn als Malerin.
Die großformatigen Zeichnungen entstehen in zahllosen Schichten auf einer Leinwand, die zuvor mehrfach grundiert und weitgehend glattgeschliffen wurde. Auch im Laufe des Entstehungsprozesses werden Teile des Bildes bearbeitet, bis sie letztlich mit der Transformation und dem Resultat zufrieden ist.
http://www.uteluebbe.de/home.html
http://www.stiftung-herzogtum.de