Der Sachsenwald

Der Wald des Fürsten

Einst kaiserliches Jagdrevier und nur dem Adel zugänglich – heute schützenswerter Lebensraum und beliebtes Ausflugsziel vor den Toren Hamburgs: der Sachsenwald.

Wandeln auf historischen Pfaden: Der Sachsenwald, das größte geschlossene Waldgebiet in Schleswig-Holstein, verbindet Natur, Geschichte und Erholung auf besondere Weise. Er erstreckt sich auf über 70 Quadratkilometer von Aumühle bis Schwarzenbek und ist bequem und klimafreundlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

 

Von Bismarck’sches Erbe

Seit 1871 ist der Sachsenwald in Privatbesitz – ein Geschenk von Kaiser Wilhelm I an Fürst Otto von Bismarck. Noch heute sind die Spuren des alten Reichskanzlers allgegenwärtig. Imposante Denkmäler wie der 27 Meter hohe Bismarckturm in Aumühle oder die Bismarcksäule in Friedrichsruh erinnern an die historische Größe//Persönlichkeit. Die Dauerausstellung „Otto von Bismarck und seine Zeit“ in der Otto-von-Bismarck-Stiftung, das Bismarck-Museum sowie Bismarck-Mausoleum verführen nicht nur Geschichtsfans, in seine Biographie einzutauchen. So wissen nur wenige, dass Bismarck ein großer Naturfreund war. Einer Legende nach soll der Fürst sogar im Jahr 1891 bei einem seiner allmorgendlichen Streifzüge die nach ihm bekannte Bismarck-Quelle entdeckt – und sich fortan täglich am kristallklaren Quellwasser erquickt haben. Ein kleines Backsteinhäuschen kennzeichnet den besonderen Fund(ort), an der heute ein regionaler Getränkeproduzent sein Mineralwasser abfüllt, das auf den fürstlichen Namen getauft ist.

 

Naherholung und Naturerlebnis

Wer durch den Sachsenwald streift und die frische Waldluft einatmet, kann vielleicht erahnen, wie sich sein einstiger Besitzer gefühlt haben mag. Eiszeitlich geprägte Landstriche, herrliche Laub- und Mischwälder sowie harzig duftende Nadelwaldbestände lassen das Herz höher schlagen. Sechs ausgewiesene Wanderrouten laden zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Sie führen vorbei an jahrhundealten Eichen und Buchen, durch idyllische, wasserreiche Täler zu verwunschenen Plätzen. Reiter können den Sachsenwald auf fast 50 Kilometer langen Wegen erkunden. Für Radfahrer sind ebenfalls traumhafte Strecken markiert.

Im Nordwesten begrenzt das wildromantische Flüsschen Bille das geschichtsträchtige Waldgebiet. Der Flusslauf ist weitgehend unberührt und steht unter Naturschutz. Hier sind rund 20 Fisch- und 80 Vogelarten, darunter die gefährdete Bachforelle und der seltene Eisvogel, heimisch. Sogar die blauflügelige Prachtlibelle fliegt in großer Zahl. In den angrenzenden, naturnahen Buchenwäldern trägt wertvolles Totholz zur Artenvielfalt bei. Es bietet unzähligen Tieren und Pflanzen einen idealen Lebensraum. Abgestorbene Bäume sind vor allem für Spechte von großer Bedeutung. Mit gezieltem Hacken zimmern sie ihre Bruthöhlen ins Holz, um dort ihren Nachwuchs großzuziehen. Später nutzen Hohltaube, Fledermäuse und Siebenschläfer die Höhlen. Die ökologische Bedeutung des Billetals zeigt sich auch in den Nachweisen von mehr als 170 Pilzarten und über 330 Farn- und Blütenpflanzen.