Im Schatten geschützt: Refugien am Grünen Band

Auf rund 90 Kilometern begrenzte sie das Herzogtum Lauenburg im Osten: die einstige innerdeutsche Grenze. In ihrem Schatten entwickelte sich über Jahrzehnte eine Natur mit besonderer Artenvielfalt. 25 Jahre nach ihrer Öffnung finden sich im Herzogtum Lauenburg besondere Naturschätze im ehemaligen Grenzgebiet, die bis heute bewahrt werden konnten und die es auf Wanderungen oder Radtouren zu entdecken gilt.

Der Schaalsee: früher innerdeutsche Grenze, heute Heimat des Seeadlers
Auf 474 Quadratkilometern erstreckt sich im Naturpark Lauenburgische Seen eine vielfältige Natur- und Kulturlandschaft. Darunter besonders bekannt ist der Schaalsee, der tiefste See Norddeutschlands. „Diesen teilen wir uns mit Mecklenburg-Vorpommern. Die östliche Hälfte gehört zum dortigen Biosphärenreservat Schaalsee. Die Grenze verlief einst mitten durch den See“, erklärt Frank Hadulla, Leiter des Naturparks. Die Schönheit und Unberührtheit der Natur weiß der majestätische Seeadler zu schätzen. Mit seinen bis zu zweieinhalb Meter großen Schwingen kreist er eindrucksvoll über die Landschaft und brütet regelmäßig auf den zerklüfteten Halbinseln und den Werdern der Schaalseeregion.

Die Wakenitz: der Amazonas des Nordens als ehemaliger Grenzfluss
Mehr als vierzig Jahre lang bildete der Fluss Wakenitz die innerdeutsche Grenze. Weil das Ostufer mit seinem mehrere hundert Meter weit ins Land hineinreichenden Sumpfgürtel jahrzehntelang so unerreichbar fern war und von Menschen kaum betreten wurde, hat sich dort eine einmalige Mangrovenlandschaft herausgebildet. Vom Sturm entwurzelte oder altersschwache Bäume wurden nicht geschlagen und beseitigt, Waldwirtschaft wurde nicht betrieben. Eisvögel und viele seltene Entenarten haben hier, auf dem „Amazonas des Nordens“, ein Zuhause gefunden. Von den Ausflugsschiffen, die in der Saison die knapp dreizehn Kilometer von Rothenhusen bis nach Lübeck schippern, lässt sich diese prachtvolle Idylle ganz geruhsam aufnehmen. Wer es lieber etwas sportlicher mag, der steigt ins Kanu und paddelt nach seinem eigenen Rhytmus.

Grenzenlose Vogelbeobachtungen am Mechower See
Der Mechower See liegt knapp 3 Kilometer nordöstlich von Ratzeburg direkt an der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern. Heute treffen sich hier zwei Bundesländer und zwei Großschutzgebiete, früher war es eine scharf bewachte Staatsgrenze. Den Mechower See und seine Natur entdeckt man am besten vom öffentlichen Wanderparkplatz in Wietingsbek am Südende des Sees aus. Ein ca. 7 km langer Rundwanderweg geht zeitweise am Seeufer entlang oder über den ehemaligen Grenzstreifen zum Vogelbeobachtungsturm. Hervorragende Ein- und Ausblicke in die Wasservogelwelt bietet der Aussichtsturm am Nordwestufer. Große Greifvögel wie der Seeadler, Rotmilane und Rohrweihen ziehen regelmäßig ihre Kreise über dem See. Wer ebenerdige Beobachtungen vorzieht, dem sei die Beobachtungshütte am Brink empfohlen oder die geköpften Schwarzpappeln am Weg zum Aussichtsturm.

Direkt am Parkplatz in Wietingsbek verläuft auch der Grenzparcours, ein Wanderweg, der nach Schlagsdorf führt. Die begleitenden Texttafeln erzählen vom Aufbau der Grenzsperranlagen und vom Leben an und mit der Grenze. In Schlagsdorf lädt das Informationszentrum „Grenzhus“ ein, mehr über die deutsche Teilung und deren Auswirkungen zu erfahren. Zahlreiche Dokumente und Zeitzeugenberichte geben einen ergreifenden Überblick (www.grenzhus.de)

Langenlehsten: einst graue Grenze, heute Teil des „Grünen Bandes“
Auch in der Nähe von Büchen verlief die stark befestigte innerdeutsche Grenze. Der einstige Kolonnenweg bei Langenlehsten ist noch gut zu erkennen. Sonst erinnert nichts mehr an die Grenze von damals. Die Natur eroberte sich das ehemalige Grenzgebiet zurück. Man entdeckt einen faszinierenden Vogelreichtum, der hier einen ungestörten Lebensraum gefunden hat. Nach dem Rückbau der Grenzanlagen entstanden auf dem sandigen Untergrund Magerrasen und Heideflächen. Hier leben bedrohte Arten wie Schwarzkehlchen, Feldlerche und Ortolan. Gut erkennbar ist der Kontrast zwischen altem Hochwald und dem seit 1990 gewachsenen Wald auf Grenzboden. Mit dem Rad lässt sich das Naturschutzgebiet auf dem Geländestreifen entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze gut erkunden.

„Herzogs Schätze" entdecken
Unter dem Motto „Herzogs Schätze" öffnet die schöne Region Herzogtum Lauenburg ihre „Schatzkammer Natur“ und präsentiert ausgewählte Naturschätze, die zu besonderen Naturerlebnissen einladen. Ausführliche Informationen zu den Naturschätzen gibt es auf www.herzogtum-lauenburg.de/herzogs-schaetze-natur .

 Pressekontakt: Carina Jahnke, Tel. (0 45 41) 80 21 13, jahnke@hlms.de